Schweriner Volkszeitung
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Stefan Wolter: Der Prinz von Prora im Spiegel der Kritik,
ISBN: 978-3-86634-370-2

 

03. September 2007 | von Michaela Christen

Der "Prinz von Prora" ist zurück

PRORA - Strandidylle, Spiel und Spaß: Was tausende Jugendliche 2003 und 2006 zum Festival nach Prora auf die Insel Rügen zog, könnte bald von Dauer sein. Fast 15 Jahre lang wurde über die Zukunft des kilometerlangen Komplexes debattiert. In diesem Sommer ist vor dem 500 Meter langen Block 5 des ehemaligen "Kraft durch Freude"-Seebades Rügens zweitgrößter Zeltplatz eröffnet worden. Bis 2010 soll eine Jugendherberge mit 250 Doppelzimmern folgen. Mit traumhaftem Seeblick.
Denselben Blick auf die Prorer Wiek hatten vor 20 Jahren junge Männer wie Stefan Wolter. In jenem Block 5 nämlich waren zu DDR-Zeiten Wehrdienstverweigerer untergebracht, die zum Bau des Fährhafens Mukran-Sassnitz herangezogen wurden. Spatensoldaten nannte man sie. Wegen eines kleinen Spatens auf den Schulterstücken.

In seinem jetzt in der zweiten Auflage erschienenen Buch "Hinterm Horizont allein - Der Prinz von Prora" erzählt Wolter, wie ein Jugendlicher in den späten 80er-Jahren im Schatten des Koloss von Rügen erwachsen wurde. Es ist - auch durch zahlreiche Briefe und Gedichte - ein sehr persönliches und authentisches Buch, das vom Anderssein in einer uniformierten Welt handelt, aber auch von psychischer Drangsal und physischer Ausbeutung.

Dass Prora für Männer seiner Generation noch heute ein Schrecken ist, beweisen viele Leserzuschriften, die der Journalist und Buchautor zu seinem Buch erhalten hat. Diese und die zahlreichen Zeitungskritiken hat er nun zu einem neuen Buch zusammengestellt. Es heißt "Der Prinz von Prora im Spiegel der Kritik".

"Mir geht es vor allem um einen respektvollen Umgang mit der Vergangenheit", begründet Wolter die Fortsetzung seines Projekts. "Es hat sehr extreme Reaktionen auf mein erstes Buch gegeben. Manche Leser, die sich als einfache NVA-Soldaten ähnlich traumatisiert gefühlt haben wie ich als Bausoldat, waren sehr ergriffen und haben die Schilderungen zum Anlass
genommen, selbst auf Spurensuche zu gehen. Andere, vor allem Leser aus dem Westen, standen dem Buch völlig verständnislos gegenüber."

Kritik übte Wolter daran, wie von offizieller Seite mit der wechselvollen Geschichte des KdF- Bades Prora umgegangen werde. "Es gibt überhaupt keinen Plan, die Geschichte in die aktuellen Nutzungskonzepte der Anlage einzubeziehen." Man lasse einfach schicken grünen Rasen über alles wachsen, was dort passiert sei. "Auch die Landeszentrale für politische Bildung und die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur macht dabei keine gute Figur."

Wolter will sich dafür einsetzen, dass in Block 5 wenigstens ein Ort des Gedenkens geschaffen wird, der an die ehemaligen Wehrdienstverweigerer erinnert. Ein Anfang sei die Umsetzung der Idee eines virtuellen Museums, das unter www.proraer-bausoldaten.de an die Geschichte der Bausoldaten in der DDR erinnert.

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