17.9.2007

Karl-Heinz Schulze (ehemaliger Ober- und Stabsfähnrich) E-Mailadresse Nr.: 18

Sehr geehrter Herr Bemmannn,

ich möchte die Fragen von Herrn Veit aus meiner Sicht beantworten. Ich gehe davon aus, Herr Siegmund Veit war in der 3. Baukompanie. Irgendwie ist dieser Name in meinem Gedächtnis.
Ich selber habe von der Überwachung wie durch Aktenbelege ersichtlich nichts gewusst. Allerdings lassen sich dadurch auch Dinge erklären, welche ich mir damals nicht erklären konnte. Wie schon mitgeteilt, hatten meine Bausoldaten und ich desöffteren Kaffee getrunken, während dessen ich Abenddienst hatte. Die 3. Baukompanie lag unmittelbar unter dem Dach, das heisst im 5. Stock. In der 3. und 4. Baukompanie waren Bausoldaten, welche nach den Ausspruch von manchen Offizieren (Ab Dienstgrad Major), ihren Herren besonders nah sein sollten. Seit Hptm Suche Kompaniechef war, gab es für mich morgendlich um 7:00 Uhr (Dienstbeginn) einen mörderischen Zusammenschiss über mögliche oder erdachte Vorkommnisse in der Éinheit. Dies könnten BS wie Czech und Heinecke und viele Andere bestätigen, welche als BS vom Dienst vor der Dienstzimmertür des KC Dienst taten. Darunter auch der Vorwurf, mit den Bausoldaten Kaffee zu trinken und sich mit diesen zu "verbrüdern". Das alles, nicht einmal 10 Stunden nach den Kaffeetrinken!!!!!
Auch ich ging damals von einem Zuträger aus, nur wie sollte dies geschehen? Dienstbeginn war 07:00 Uhr, um 06:45 Uhr war Raporrt der KC beim Komandeur, entweder Major Gampe oder OSL Aschendorff. Es kann also nur etwas mit Abhören zu tun haben. Leider kann ich dies nich belegen. Allerdings war ich damals noch blauäugig und habe mich über solche Dinge keine Gedanken gemacht. Was mich stutzig machte waren die sogenannten Tiefenkontrollen. In den von mir kontrollierten Spinden fand sich weder ein verbotenes Radio, noch etwas "verdächtiges" aus dem Westen. Die Bibel wurde von mir nicht eigezogen, denn ich hatte zu irgendeinem Geburtstag von den Bausoldaten eine Bibel in Ledereinband und Goldkannte geschenkt bekommen. Diese habe ich Heute noch, denn die Bibel zählt neben den Kommunistischen Manifest zur Weltliteratur. Allerdings fanden die Offiziere desöffteren Dinge, welche gesucht wurden. Man wusste also schon vorher wo etwas zu finden war und wer das auch finden sollte. Ohne Abhörung der Gespräche oder Zuträger unmöglich zu finden. Auch dazu habe ich Fragen an die BS. Es gibt ein Buch über die BS in Sassnitz -Dwasíeden, was nach der "Wende" erschien, in welchem von Spinden geschrieben wurde, welche die BS mit Haaren an der Rückseite versiegelt hatten. Gab es soetwas auch in Prora und die damit beweisbare illegale Kontrolle der Schränke durch Vorgesetzte? In Meiner Eigenschaft als Hauptfeldwebel (Spieß) habe ich soetwas nicht erlebt oder vom Hören kennengelernt. Eine zweite Frage betrifft das Problem der Zusammensetzung der BS. In einiger Literatur wird behauptet, unter den BS gab es Neonazis oder sogenannte "Linkskommunisten" aus der KPD ML der BRD. Andere politische Strömungen welche ich nicht kenne sollen nicht ausgeschlossen sein. Verdächtig kam mir ein BS Puschmann aus Sachsen-Anhalt vor, wo der Onkel Oberst in einem Militärbezirk war. Er war auch bei den BS isoliert.
Es sei wie es war, offenbar wurden nicht nur die Bausoldaten, sondern auch die Vorgesetzten überwacht. Was sollte dies für ein "Sozialismus" sein? Auch wenn in den christlichen Ländern soetwas praktiziert wird, was hat die mit den Inhalten der Bibel zu tun? 1986 hatte ich von einen BS den Koran zum Lesen bekommen. Auch diesen habe ich gelesen und war von ihren "fröhlichen Gott" angetan, ohne gläubig zu werden. Diesen hatte ich allerdings in meiner Wohnung gelesen. Auch ist dies fast niemanden bekannt gewesen.
Ich bin wieder etwas von der Fragestellung abgekommen und hoffe diese dennoch beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Schulze

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