Lothar Kühne (ehemals Major und Offizier für kulturpolitische Arbeit im Stab
des PiBB Mukran / BE ") E-Mailadresse Nr.: 17

 

Goldspaten/Silberspaten

Zu Ihrer Frage hinsichtlich des Wechsels vom „goldenen“ Metallspaten zum in Silber gestickten.
Natürlich habe ich dazu keinerlei Insiderwissen. Eine mögliche Erklärung (und auch logische) sehe ich ganz einfach in der Frage: Bedarf und Nachfrage. 1964 trat die Verordnung über Baueinheiten in Kraft. Offiziell popularisiert wurde sie nicht und somit dürfte der Anteil der „mit dem Spaten dienenden“ gegenüber den allgemein Grundwehrdienstleistenden relativ sehr gering
gewesen sein. Also hat irgendein Kleinbetrieb den Auftrag zur Produktion der Spaten in
Schulterklappenformat erhalten. Als dann irgendwann der Bedarf zu groß wurde, hat ein offizieller
Uniformhersteller das Ganze in die laufende Produktion übernommen. Wie aber bereits geschrieben – dies sind meine Gedanken und ich kann keine Details oder Belege hinzufügen.

Einige Gedanken zur Rolle und Bedeutung der Pionier- und Baueinheiten.

Jeder Militärangehörige und am Militär Interessierte wird die üblichen Aufgaben von Pioniereinheiten kennen. So gab es auch in jedem größeren Truppenteil der NVA zugeordnete und unterstützende Pioniereinheiten. Darüber hinaus existierten die Ingenieurbauregimenter
(nur im Einsatz zum Bau militärischer Einrichtungen) und Pionierbaubataillone zum Einsatz in der Volkswirtschaft. Ich kann nun nicht genau sagen, wo das erste von den vier bis zum Jahr 1989 existierenden gegründet wurde. Ich gehe aber davon aus, dass das in Berlin- Biesdorf oder das in Merseburg stationierte diesen Anspruch haben dürfte. Das Bataillon in Berlin wurde im
Zusammenhang mit dem Bau des „Palastes der Republik“ aus der Taufe gehoben. Die Merseburger stillten den notorischen Arbeitskräftehunger in der chemischen Industrie und im Braunkohletagebau. Das Storkower PiBB war überwiegend bei unterschiedlichsten Vorhaben im Umland von Berlin eingesetzt und Prenzlau bildete mit der Trennung von seiner Außenstelle Mukran nur noch aus.

Die Baueinheit 2 bildet somit eine absolute Ausnahme in der Geschichte der NVA und der ehemaligen DDR. Hier wurden konzentriert Verweigerer des Dienstes mit der Waffe aufgefangen und zum „volkswirtschaftlichen Nutzen“ eingesetzt. Damit kann das Museum der Proraer Bausoldaten wohl auch völlig berechtigt der Sammelpunkt geschichtlicher Erinnerungen und der
Bewahrung von Traditionen sein.

Die besondere Bedeutung der Pionierbaueinheiten bestand meiner Meinung darin, dass der vorhandene Personalbestand (Arbeitskräfte) und auch die Technik dort eingesetzt wurden, wo ein Bedarf vorhanden war und nicht durch die Beteiligten / Interessierten problemlos geklärt werden konnte. Für mich war es eine „wirtschaftliche“ Feuerwehr und eigentlich hat nie jemand dieser Auffassung offiziell widersprochen. Soldaten hatten Befehlen zu folgen und taten das auch. Meine
persönliche Meinung zum Einsatz in der Wirtschaft war entsprechend. Personal und Technik war vorhanden, Wollen und Können auch – also warum nicht die Ausgaben für den Verteidigungshalt ein wenig minimieren?

 

zurueck36

Pionier- und Baueinheiten

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