Träume

Forum Thema:
Träume

Bernhard Wagner (ehemaliger Bausoldat) E-Mailadresse Nr. 14

Gästebucheintrag 28.10.2008

Hallo Leute,

ich rutsche mal mit was ganz anderem zwischen eure Diskussion. Ich hab gerade den „Prinz von Prora“ gelesen. Ziehmlich am Ende beschreibt der Stefan, dass er später von der Zeit träumte und zwar, dass er zur Reserve eingezogen wurde, es aber nicht so schlimm war wie im Original. Ich dachte: „Nanu, das ist doch mein Traum.“ Ich bin schon so oft zur Reserve dort oben gewesen, manchmal mit den gleichen Leuten manchmal mit anderen. Manche Nacht habe ich die kompletten 1 ½ Jahre durchlebt, immer in dem Bewußtsein, dass es doch gar nicht sein kann und doch war es erschreckend real.

Meine Frage nun: Haben andere Bausoldaten ähnliche oder gleiche Träume gehabt?

Da ich diese Zeit als nicht so schlimm empfunden habe wie Stefan, wundert es mich schon, wenn wir gleiche Träume haben. Wie tief sind die Spuren, die diese Zeit in uns gegraben hat, und hat es sich bei allen ähnlich tief eingegraben? Es scheint ja doch tiefer im Unterbewußtsein zu stecken, als ich wahrhaben will.

Bernhard
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28.10.2008

Träume von Prora

ja die gab es, vor allem in den ersten 6 Monaten nach Prora. Dann kaum noch. Aber wenn ich heute manchmal unter Druck/Streß stehe dann liege ich manchmal für kurze Zeit im Doppelstockbett - Seeseite.  Ist aber ganz selten. Bleibt auch so hoffe ich...

Was ich jedoch von meinen Patienten (Kriegsinvalieden) einstimmig in letzter Zeit immer wieder zu hören bekomme, das sie jetzt wo sie zur Ruhe kommen, nach ca. 60 verdrängten Jahren, nachts alles wieder erleben. "Als ob der Film zurückgedreht wird" sagte mal Einer. Nun sind deren Erlebnisse um vieles intensiver und furchtbarer. Könnte mir aber vorstellen das die prägenden Momente auch dieses Lebensabschnittes "Prora"  sich im Alter wieder melden.

Ich melde mich dann hier auf der Seite ;-)

Matthes
(E-Mailadresse 138)
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28.10.2008

jaaaaaa,auch ich hatte 2x einen solchen traum.war beide male in der selben kompanie und mit den selben leuten zusammen(was ich erinnere) wenn die wirkliche bausoldatenzeit so gewesen wäre,wie mein traum,dann wäre alles eine coole sache gewesen. vielleicht hat mein unterbewusstsein eine alte wunschvorstellung ausgeschuettet. es ist auch noch nicht so lange
her,allerdings bevor ich kontakt mit diesen seiten und den dazugehörigen leuten aufgenommen habe. meine träume waren keine albträume. tschussi bernhard,alter träumer.

Matthias Geitel
(E-Mailadresse 38)
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29.10.2008

Noch etwas zum Thema “Träume”:

In seinem Buch “Der Prinz von Prora - Im Spiegel der Kritik” berichtet Stefan Wolter von einem Traum, der mich sehr berührt und beschäftig hat. Ich möchte diese Stelle mal zitieren:

“... Wie damals so oft versuchte ich mich im Toilettenbereich vor den Vorgesetzten ‘abzu-
ducken’. Doch da entdeckte ich eine Videokamera an der Decke. Sie machte es unmöglich, sich den Augen der Vorgesetzten zu entziehen. Ich wachte auf, und ich war froh. DDR und Militär mit dem Entwicklungsstand unserer Tage - sie wären noch grausamer gewesen ...”


Tobias Bemmann
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20.11.2008

Hier noch was zum Thema Träumen:

Horch und Guck, 13. Jg., Heft 46, 2004 (2):
Christoph Jäger: Albtraum Einberufung

".... Bis heute träume ich hin und wieder, ich müsste zur Reserve, man hätte eben damit begonnen erneut einzuberufen. Und dann bin ich im Traum plötzlich dort, ohne Übergang, keine Zeit zum Nachdenken, das Abwägen der Risiken und des Preises einer Totaverweigerung zu lange vor mir hergeschoben. Ein Teil der Situation ist dann aber doch lockerer als erwartet. Und jetzt noch weglaufen wäre zu riskant. Also bleibe ich die paar Wochen - oder flüchte ich aus Protest? Und dann wache ich auf. Merkwürdig auch, dass ich dann wie damals das Gefühl habe, die meisten anderen hätten solche Risiken gar nicht abgewogen, ihr Dienst in den Baueinheiten sei das Maximum der Rebellion gewesen und Punkt - Gedanke zu Ende. Dass die anderen das Gleiche von mir vermuten könnten, fällt mir im Traum nicht ein".
Der gesamte Artikel s.o.

Stefan Wolter
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30.9.2009

Ja diese Träume gibt es:
Ich war ja Baupionier in Torgau /Neiden und das schlimmste aller Erlebnisse war eigentlich der Empfang über Züllsdorf, dann Neiden, wieder Züllsdorf und zurück, alles in etwa 12 Stunden nach meiner Ankunft auf dem Bahnhof Torgau.
Zuerst das hirnlose Geschreie von Unteroffizieren , teils nur in Fäkalsprache, erschrak einen schon. Doch die wußten nicht was sie schrieen, bevor sie sebst hörten was sie dachten.... Wir wurden auf LKWs verfrachtet, zur Anwesenheitskontrolle nach Züllsdorf. Dann Aufsitzen wieder durch Torgau nach Neiden. Dort wurde gebrüllt: "nackichmachen, dalli, Lange Unterwäsche und NVA-Trainingsanzug anziehen, antreten." Die nächste Freundlichkeit: "Sie sehn ja offn Kopp aus, wie der Bär um de Eier". Das war das Friseurzeichen. Also noch die Haare vom Kopf und Aufsitzen. Wir fahren nach Züllsdorf zum Einkleiden. Nach langem Prozedere hatte jeder seine Zeltplane gefüllt und eine letzte W50-Fahrt ging nach Neiden. Das Junge Männer auch mal Hunger bekommen haben die an dem ganzen Tag vergessen. Als ich etwa nachts halb 3 im 10- Mannzimmer in einem oberen Doppelstockbett lag, sah ich gedanklich den Schlagbaum noch mehrmals zuschlagen. Da wußte ich , meine "Haftzeit" hat am 4. Mai 1970 begonnen. Niemals , warum auch immer, wurde ich zum Reservistendienst bestellt. Trotzdem habe ich bestimmt schon 100 mal den gleichen furchtbaren Traum durchlebt, ih werde wieder einrücken müssen. Komischerweise selbst nach der Wende noch, also mehr als 18 Jahre nach meinem Dienst. In den Träumen rebbelliere ich sogar gegen die neuerliche Einberufung , da ich ja schon zu DDR- Zeiten alles abgeschlossen dachte... So irre sind Träume? oder warum durchpflügen solche Gedanken jahrzehntelang den Menschen? Was haben die 18 Monate Wehrdienst für Spuren hinterlassen? Und das in Friedenszeiten! Da wundern sich manche, wieso soviele traumatisierte Soldaten von "Friedenseinsätzen" zurückkommen? Armes Deutschland! Wäre es nicht besser gewesen, der Westen hätte 1952 Stalins "Geschenk" die DDR gegen ein geeintes neutrales Deutschland zu tauschen, angenommen? Dann brauchte Berlin kein Denkmal für deutsche Soldaten nach 1945.

Volker Zottmann
(E-Mail-Nr.: 197)
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zurueck127

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